Byzantium (Studiocanal)

Filme 2013: Die Fantasy-Filmfest-Edition

Kommen wir zu den liegen gebliebenen Filmkritiken des letzten Jahres.

Ich beginne mit dem 27. Fantasy Filmfest, dessen Ausbeute vor allem quantitativ mau war, da es mich ganz enorm an die Ostsee zog. Während Lucy und ich also aufs Wasser starrten, behielten die üblichen Verdächtigen zuhause die Kinoleinwand im Auge.

The Congress

In einer Zukunft, in der Schauspieler auf ihr digitales Abbild reduziert und per Vertrag ins mediale Exil verbannt werden, akzeptiert auch die alternde, finanziell ruinierte Ak­t­ri­ce Robin Wright das entsprechende Angebot eines Filmstudios. Zwanzig Jahre später, Robins ewig junge digitale Version wird als Heldin einer platten Sci-Fi-Serie international gefeiert, begibt sie sich einer Einladung zum Futuristischen Kongress folgend in eine drogeninduzierte, animierte Zone, erschaffen von den Miramount Studios, die hier ihren nächsten Coup anzukündigen gedenken. Robins Trip mündet temporär im totalen Realitätsverlust, zuweilen verliert auch der Zuschauer den roten Faden angesichts all der kineastischen und popkulturellen Bezüge, der surrealen Bilderwelten und bizarren Charaktere im Stil der Popeye- und Betty-Boop-Cartoons. Einige Ideen und Grundgedanken entlehnt Ari Folman aus Stanisław Lems „Der futurologische Kongreß“ und kritisiert damit vor allem sein eigenes Metier, die moderne Unterhaltungsindustrie, die den schönen Schein, die Illusion der Erfüllung aller Sehnsüchte verkauft. Sehenswert, wenn auch ohne den sprühenden Witz und die Eleganz Lems.

Big Ass Spider!

Also neu ist die Story nun wirklich nicht: Das Militär kreuzt versehentlich Alien-DNA mit der einer gewöhnlichen Spinne, die Kreatur entwischt und frisst sich, exponentiell wachsend, quer durch Los Angeles. Arglose Picknicker, Mädels in knappen Bikinis und reichlich wehrlose Einsatztruppen kreischen sich in schönster B-Movie-Manier ins Jenseits während Kammerjäger Alex und sein übereifriger Sidekick Jose wild entschlossen ausziehen, der King-Kong-Riesenspinne in den dicken Hintern zu treten. Leider landen die sympathischen Charaktere dabei viel zu selten echte Lacher, die Handlung ist vorhersehbar und von den wunderbar pathetischen Dialogen abgesehen hätte das Creature Feature deutlich übertriebener und origineller ausfallen dürfen.

Robin Hood

Die EU ist kollabiert, ein Großteil der deutschen Bevölkerung lebt in prekären Verhältnissen, die nicht unwesentlich durch die verantwortungslosen Spekulationen der Deutschen Nationalbank verursacht wurden. Da dem bösen Boss des Geldinstituts auf legalem Weg nicht beizukommen ist, schließt sich Sonderermittler Alex einer Räuberbande an, um von den Konten der DNB zu nehmen und den Bedürftigen zu geben. Abgesehen vom topaktuellen Setting, das Frankfurt in hollywoodwürdigen, düsteren Bildern zeigt, trägt Martin Schreiers Diplomarbeit kaum Originelles oder auch nur Gutes zum „Rächer der Armen“-Stoff bei – die Dialoge sind unerträglich schwülstig, die Figuren eindimensional, die Darsteller unglaubwürdig. Um die Worte des besten Freundes zu verwenden: deutsches Betroffenheitskino. Schlimm.

Zombie Hunter

In einer post-apokalyptischen Welt voller Zombies trifft der abgewrackte, dauerbesoffene Hunter auf ein Grüppchen Überlebender, angeführt vom geistlichen Axtschwinger Jesús. Nach einer Attacke von Hirntoten und der unerfreulichen Bekanntschaft mit einem schlecht animierten Riesenmonster beabsichtigen die Leidensge­nos­sen die Flucht aus dem Ödland per Flugzeug – ein blutiges Unterfangen, das ihre Zahl stetig dezimiert. Mehr Story braucht kein Splatter, intelligentere Off-Kommentare, ausgefeiltere Charaktere und vor allem charismatischere Darsteller hätten dem Streifen allerdings gut getan, Danny Trejo in der Titelrolle hätte ihn womöglich gerettet. Immerhin zitiert sich Kevin King einigermaßen passend, wenn auch nicht subtil, durch die Filmgeschichte, erreicht aber nie die Coolness der Vorlagen. Zu selten witzige Durchschnittsware.

Cottage Country

Beim akribisch geplanten Ausflug ins abgelegene elterliche Ferienhaus will Todd seiner spießigen Freundin Cammie endlich den von ihr erwarteten Heiratsantrag machen. Als jedoch sein egozentrischer Bruder nebst rotziger russischer Freundin unerwartet die romantische Zweisamkeit zerstört, laufen die Dinge schnell aus dem Ruder. Einer kurzen Splatter-Einlage folgend oszilliert die Geschichte zwischen Krimi, Familiendrama und Horror-Komödie, deren weibliche Hauptfigur zwar zunehmend an die skrupellose frisch Verheiratete aus „Very Bad Things“ erinnert, darüber hinaus aber nicht ansatzweise so kaltblütig, zynisch und komisch daherkommt. Lediglich das irre Finale ist sehenswert, passt allerdings ebenso wenig zum recht trägen Gesamtwerk wie die übrigen Teile zueinander.

Byzantium

Auf der Flucht vor einer Bruderschaft von Vampiren, gegen deren Codex Clara einst verstieß, verschlägt es die blutsaugende Prostituierte mitsamt ihrer Tochter Eleanor in den englischen Küstenort, in dem letztere aufwuchs. Der ewige Teenager offenbart sich nach zwei Jahrhunderten ermüdender Rastlosigkeit dem leukämiekranken Frank und bringt damit fast alle Beteiligten in Gefahr. Echte Spannung kommt indes nur selten auf, denn Regisseur Neil Jordans Erzählduktus ist schwerfällig, ihm liegt mehr an den Innenansichten seiner unsterblichen, aber allzu menschlichen Charaktere als an einer fesselnden Handlung. Am schwachen Drehbuch scheitert auch der lobenswerte feministische Grundgedanke, die Rückblenden wirken zuweilen absurd lächerlich und die Liebesgeschichte kaum überzeugend. Immerhin: Die beiden Hauptdarstellerinnen sind absolut umwerfend.